Der Bau des Schulzentrums am Murkenbach mit Grundschule, Realschule und Gymnasium, den Sportanlagen und dem Hallenbad war damals ein großes Vorhaben der Stadt Böblingen nach den vielen vorausgegangenen Neubauten im Schulbereich seit Ende des Krieges. Es war der Anfang der Friedrich-Silcher-Schule, die nun schon 25 Jahre besteht.

Ich erinnere mich gerne an diese ersten Jahre und die gute Zusammenarbeit mit allen für die neue Schule zuständigen Stellen und die immer erfreulichen Mitarbeiter meiner Kolleginnen und Kollegen. Wir hatten eine großzügige ausgestatteten Schule, aber noch Klassen mit 40 und mehr Kindern. Die berechtigten Wünsche zur Herabsetzung der Schülerzahlen in den Klassen war damals nicht zu erfüllen. Wie hätten dazu fast doppelt so viele Unterrichtsräume und Lehrkräfte gebraucht.

Für mich war es eine glückliche Fügung des Schicksals, dass ich zu den vielen Kriegsgefangenen gehörte, die ab Ende Juli 1945 zunähst auf den Zementboden der ehemaligen “Klemmfarbrik“ ihr erstes Quartier in Böblingen hatten nach Monaten im freien Gelände. Die furchtbaren Zerstörungen waren sehr bedrückend, wenn man in kleinen Gruppen streng bewacht zu Arbeiten gelegentlich in die von Bomben zerstörte Stadt kam. In besonderer Erinnerung habe ich die Böblinger, die immer am Rande der Straße standen auf unserem Weg vom Flughafen zurück ins Lager, um uns etwas zu geben, von dem sie selbst genug hatten. Sie kamen täglich, obwohl sie von den Wachtmannschaften oft hat bedrängt wurden.

Ich konnte nach 9 Jahren Unterbrechung durch Krieg, Gefangenschaft und Vertreibung aus dem Sudetenland ­ einer Zeit, die ohne Hoffnung schien ­ in Böblingen meine Berufsarbeit wieder fortsetzen und an der Friedrich-Silcher-Schule beenden.

Ich grüße alle, die sich mit der Friedrich-Silcher-Schule verbunden fühlen.

Signiert von Josef Bittner
Rektor der Friedrich-Silcher-Grundschule 1972 – 1977